Saalgeschichten
Interviews: Charlotte Bieligk, Carsten Gosch
Audio-Editing, Schnitt: Carsten Gosch
Diese Arbeit kreist um die Themen Vergänglichkeit / Erinnerung / das Selbst / Vergessen / Verstehen.
Die Vitrinen-Installationen sind wie Schaukästen, die Betrachter*in, außen und gewissermaßen distanziert, schaut in ein Innen. Was bleibt, was ist wesentlich, was wird verstanden?
Ein Thema, das in meiner therapeutischen Arbeit mit Demenzkranken angeregt wurde.
Die mal assoziationreiche, mal eindeutige Bedeutsamkeit von Dingen, ihre Metaphorik und Sprache jenseits des Verbalen ist sowohl Schlüssel bei Demenz als auch in meiner Kunst.
In einer Vitrine geht es um die Vergänglichkeit des Körperlichen.
In einer anderen um ein Durcheinander von bildhaften Erinnerungen.
Nach dem Bleiben eines Selbstkerns fragt eine weitere.
Die Bedeutung von Dingen für das Erinnern thematisiert besonders eine Vitrine.
Ein Sinnbild für die partielle Zerstörung von Erinnerungen zeigt eine andere.
Ein Innen ist ausgefüllt mit Unmöglichkeit und Verzweiflung.
Eins mit Hoffnung und Sinn.
Charlotte Bieligk
INDIVIDUALITÄT
Jemandes Zuhause ist dessen Spiegel. Alles ist ablesbar: wer du bist und wer du sein willst, wie du bist und was dir wichtig ist, was du kannst und was du nicht willst, wo du herkommst, wo du zugehörig bist…
GEBORGENHEIT
Behaust oder unbehaust. Wie fühlt es sich an, wenn der Grenzraum zwischen Innen und Außen zu einem schmalen Grat wird zwischen dem Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit und dem Kippen in Verunsicherung? Hinter der Grenze können auch Einsamkeit, Enge, Chaos, Unsicherheit, Angst sein.
Kann das Ruhen in sich selbst ein schützendes Zuhause sein?
WEITERE Arbeiten – Installation Turm
Ich arbeite künstlerisch an Aspekten des privaten Raums: die Grenze zwischen Innen und Außen, Schutz, Geborgenheit, Privatsphäre, Gemeinschaft, Einsamkeit, Enge, Unsicherheit, Angst.
Mein Thema ist das Bedürfnis nach Geborgenheit und das Kippen in Verunsicherung.
Wenn die Außenwelt bedrohlich wird, wenn die Grenze zwischen Außen und Innen nicht mehr durchlässig ist, wenn Einsamkeit entsteht oder das Zuhause chaotisch wird oder keinen Schutz bietet…
Wie fühlt es sich an, wenn gewohnte Muster der Interaktion sich verändern und das Individuum sich auf sein Zuhause beschränken muss? Verschiebt sich dessen Bedeutung?
Kern der künstlerischen Auseinandersetzung ist der Aspekt der Resilienz, hier die Fähigkeit Stabilität in sich selbst zu finden, in sich selbst zuhause zu sein.
Charlotte Bieligk
Türme aus Bauklötzen hochziehen bis zum Zusammenbruch – ein uraltes leidenschaftliches Kinderspiel.
Hohe Türme als Zeichen für den menschlichen Drang zur Expansion,
als Machtdemonstration, Grenzen ausreizen, Selbstüberschätzung, Hybris, Mangel an Demut.
Der Turmbau zu Babel – zum Scheitern verurteilt, ein altes Bild für die Hybris von Menschen. Himmel und Erde, die der Mensch beherrschen will, werden zuletzt obenauf bleiben.
Instabile Türme, statisch unmögliche Türme als Zeichen für Zerbrechlichkeit, Unsicherheit, Begrenztheit, Grenzüberschreitung, Kipp-Punkt, Gefahr, drohenden Untergang, Angst.
Versuche ein Gleichgewicht herzustellen, balancieren, Halt suchen, die Gefahr ignorieren, Sicherheit vorgaukeln, weitermachen, trotz allem.
Instabile Türme können Symbol für Seinszustände in ganz großen wie in ganz kleinen Zusammenhängen sein, sowohl für die Menschheit als auch das Individuum, einen Staat oder eine Familie.
Charlotte Bieligk
Gemeinschaftsausstellung der KünstlerInnengruppe umKunst
Waschhaus Prenzlau
30. September 2023 bis 07. Januar 2024
Vernisage Samstag 30.09.23 um 15 Uhr